Schritt für Schritt: Die sieben Phasen des Ruhestands
Der Weg in den Ruhestand ist ein persönlicher und langfristiger Prozess mit verschiedenen Stationen. Das Sieben-Phasen-Modell hilft dabei, ihn bewusst zu erleben und zu gestalten.
Entwickelt wurde das Modell bereits in den 1970er-Jahren vom Soziologen Robert Atchley. Es hat bis heute seine Gültigkeit behalten und beschreibt ausgezeichnet, welche psychologischen, emotionalen und sozialen Veränderungen auf dem Weg in den Ruhestand zu erwarten sind.
1. Entfernte Phase
Die erste Phase beginnt in jungen Jahren und dauert bis einige Jahre vor dem Ruhestand. Sie haben zwar noch keine konkreten Pläne, aber beginnen vielleicht, von mehr Freizeit und weniger Verpflichtungen zu träumen. Es ist eine Zeit voller Erwartungen. Das Leben nach der Arbeit erscheint Ihnen wie ewige Ferien.
2. Nähe
Kurz vor dem Ruhestand wird Ihnen bewusst, dass sich Ihr Leben bald grundlegend ändern wird. Das kann gegensätzliche Gefühle hervorrufen wie Angst oder Vorfreude. Generell wird die Einstellung zum bevorstehenden Ruhestand negativer.
3. Euphorie
Endlich ist es so weit: Sie sind pensioniert. Die erste Zeit ist oft erfüllt von Freude und vom Gefühl der Freiheit. Sie unternehmen und reisen viel. Weniger erfreulich ist diese Phase für Menschen, die finanziell eingeschränkt oder gesundheitlich angeschlagen sind.
Das sagt die Forschung
Für die Gesundheit im Alter ist es wichtig, den Ruhestand frühzeitig zu planen.
4. Ernüchterung
Als Nächstes folgt oft eine Phase der Ernüchterung oder Enttäuschung. Der Alltag ohne die Struktur des Berufslebens kann auch als unbefriedigend wahrgenommen werden. Nur reisen, feiern und konsumieren macht viele nicht glücklich. Diese Einsicht tut weh und kann bis zur Depression führen. Besser geht es Menschen, die keine finanziellen oder gesundheitlichen Belastungen haben. Auch wer sich weniger mit dem Beruf identifiziert und gelernt hat, sein Leben selbst zu strukturieren, stürzt seltener in eine Krise.
5. Reorientierung
In dieser Phase beginnen viele, sich neu zu orientieren und ihre Identität jenseits des Berufslebens zu festigen. Rituale entstehen, der Alltag wird strukturiert. Wenn Sie sich bereits frühzeitig mit dem Ruhestand auseinandergesetzt haben, finden Sie leichter zu einem erfüllten Tagesablauf. Alte Hobbys werden wieder aufgenommen oder neue Interessen entdeckt. So stellt sich ein neues Gleichgewicht ein. Bleibt es aus, steigt das Krankheitsrisiko.
6. Stabilität
Im Laufe der Zeit entwickeln Sie einen neuen Lebensrhythmus. Sie gestalten Ihre Tage auch mit sozialen Aktivitäten, die Freude bereiten und Sinn stiften. Diese lange Phase ist das Herzstück des Ruhestands. Im Idealfall leben Sie in dieser Zeit aktiv und erfüllt und bewältigen viele Veränderungen. Bei Todesfällen im nahen Umfeld oder kritischen Ereignissen besteht aber die Gefahr, in eine frühere Phase zurückzufallen.
7. Endphase
Die letzte Phase ist nicht angenehm, aber unausweichlich. Der Mensch wird gebrechlich und oft über kurze oder längere Zeit pflegebedürftig. Dies kann mit Leid verbunden sein, doch mit guter und frühzeitig organisierter Unterstützung kann auch diese Zeit positiv und friedlich gestaltet werden.
Und was bedeutet das für Sie?
Der Ruhestand ist so einzigartig wie Sie selbst. Manche Menschen durchleben alle sieben Phasen, andere nicht. Die Expertinnen und Experten sind sich jedoch einig: Es lohnt sich, schon vor dem letzten Arbeitstag neue Perspektiven und sinnstiftende Pläne zu entwickeln. So können Sie Ihren Ruhestand selbstbestimmt geniessen. Damit der Übergang gelingt, ist es wichtig, sich mit seinem persönlichen Weg frühzeitig auseinanderzusetzen und einschlägige Beratungsangebote zu kennen.